Warum der Mittelstand 2025 eigene LLMs will
Die letzten Jahre haben gezeigt: große API-Anbieter bieten schnellen Zugang zu Sprach-KI, aber sie bringen auch Abhängigkeiten. Für viele Unternehmen im Mittelstand sind Datensouveränität, Vorhersagbare Kosten und Branchenspezifische Genauigkeit inzwischen wichtiger als die kurzfristige Convenience externer Services. Wir sehen 2025 den Wendepunkt: Organisationen migrieren von öffentlichen APIs hin zu eigenen, privaten LLM-Instanzen – weil Kontrolle und Nutzen überwiegen.
Als Co-Preneurs begleiten wir solche Transformationen: Wir bewerten nicht nur Technologie, sondern bauen Lösungen, die in den operativen Betrieb eingebettet werden. Das macht den Unterschied zwischen einem cleveren Experiment und einer nachhaltigen Produktionslösung.
Triebkräfte der Migration: Mehr als nur Kosten
Der Wechsel zu einem privaten Modell ist kein technischer Luxus, sondern oft eine betriebliche Notwendigkeit. Drei Gründe dominieren:
- Datenschutz und Compliance: Bei sensiblen Kundendaten oder Bewerberinformationen sprechen rechtliche Anforderungen (z. B. DSGVO) klar für eine On-Prem-/Private-Cloud-Lösung.
- Performance & Latenz: Lokales Hosting reduziert Latenz, ermöglicht Offline-Betrieb und bessere SLOs für zeitkritische Prozesse.
- Kostentransparenz: Wiederkehrende API-Kosten skalieren linear mit Nutzung – selbst große Anbieter werden auf Dauer teurer als eigene Infrastruktur.
Natürlich spielen auch strategische Argumente wie Unabhängigkeit, IP-Schutz und Fähigkeit zur Domänenanpassung eine große Rolle. Für viele Use Cases – Recruiting-Chatbots, technische Support-Assistenten oder Fertigungsoptimierung – ist eine domänenspezifische Modellinstanz der effizientere Weg.
Architektur privater LLMs: Bausteine einer produktiven Lösung
Eine robuste Architektur besteht aus mehreren klaren Schichten. Wir empfehlen ein modulare Setup, das sich an etablierten ML-Ops-Prinzipien orientiert:
- Inference-Layer: Optimierte Modellinstanzen (GPU/CPU) mit Quantisierung und Batching für effiziente Laufzeiten.
- RAG & Vektordatenbank: Retrieval-Mechanismen (z. B. FAISS, Milvus, Pinecone on-prem) für domänenspezifische Kontextanreicherung.
- Orchestrierung: Kubernetes oder managed Kubernetes mit einem Inference-Operator (z. B. KServe, BentoML).
- Data Pipeline: ETL für Trainingsdaten, Annotations-Workflows und sichere Datenzugriffe.
- Sicherheitslayer: Netzwerk-Isolierung, TLS, HSM für Schlüsselmanagement, rollenbasierte Zugriffskontrolle.
In der Praxis kombinieren wir oft eine hybride Strategie: Sensitive Daten und das Kernmodell laufen on-prem oder in einer privaten Cloud-Partition, weniger kritische Komponenten können in einer vertrauenswürdigen Public-Cloud bleiben. Entscheidend sind klare Schnittstellen, Containerisierbarkeit und Reproduzierbarkeit der Trainings- und Inferenzprozesse.
Technische Optimierungen für Betriebskosten
Effizienz ist zentral: Quantisierung, 5- bis 8-Bit-LoRA oder ONNX-Konvertierung reduzieren Hardwarebedarf erheblich. Für CPU-basierte Szenarien sind leichte Modelle (ggml, llama.cpp Ableger) eine Option; für produktive Low-Latency-Inferenz empfehlen wir GPU-Cluster mit Triton/DeepSpeed-Support.
Sicherheits- und Kostenvorteile privater Modelle
Viele Entscheider fragen zuerst: Lohnt sich das wirtschaftlich und sicherheitstechnisch? Kurz: Ja – wenn wir Use Case und Nutzungsmuster sauber definieren.
Sicherheitsvorteile: Mit einem privaten Modell kontrollieren Sie Datenpersistenz, Zugriffsrichtlinien und können Verschlüsselung auf Storage- und Transit-Ebene erzwingen. Sensitive Bewerber- oder Betriebsdaten verlassen nicht den unternehmensinternen Perimeter. Für regulierte Bereiche ist das ein entscheidender Hebel.
Kostenvorteile: Eine einfache Rechnung: API-Preis pro Anfrage mal Tausende täglicher Interaktionen skaliert schnell. Bei konstant hoher Nutzung amortisiert sich die Infrastruktur binnen Monaten bis wenigen Jahren. Zudem haben Sie weniger variable Kosten und können Kapazität gezielt optimieren.
Wir empfehlen immer eine PoC-Phase: Unser AI PoC-Angebot (9.900€) prüft technische Machbarkeit, Performance und Kostenprognose – und liefert eine konkrete Produktionsroadmap.
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Modellwahl: Welche Modelle eignen sich für den Mittelstand?
Die Auswahl hängt vom Use Case ab. Für generelle Sprachaufgaben eignen sich leistungsfähige Open-Weights-Modelle (z. B. Llama 2, Mistral oder Falcon-basierte Modelle), während sehr spezifische Anwendungen mit kleineren, angepassten Modellen oft kosteneffizienter sind.
Entscheidungskriterien:
- Domänenrelevanz: Hat das Off-the-shelf-Modell bereits Wissen zur Domäne oder braucht es intensives Fine-Tuning?
- Inference-Kosten: Größere Modelle bringen bessere Qualität, aber höhere Kosten. Splitten Sie die Architektur: große Modelle für Batch- oder komplexe Aufgaben, kleinere für einfache Interaktionen.
- Lizenz & Betrieb: Achten Sie auf Lizenzen (z. B. kommerzielle Nutzungsrechte) und Kompatibilität mit Ihrer Infrastruktur.
Fine-Tuning-Strategien
Full-Model-Fine-Tuning ist teuer. Praktische Alternativen sind LoRA/PEFT, QLoRA und Adapter-Ansätze, die Updates in Speicher- und Kostenfragen dramatisch reduzieren. Für höhere Qualität ergänzen wir oft Instruction-Tuning und gezielte Datenaugmentation mit menschlicher Bewertung (ein leichter RLHF-ähnlicher Workflow).
Beliebte Tools und Frameworks: Hugging Face Transformers, PEFT, BitsAndBytes für Quantisierung, DeepSpeed/Accelerate für verteiltes Training. Diese Tools ermöglichen schnelle Iteration und sind in vielen Unternehmensumgebungen gut integrierbar.
Internes Prompting & Prompt-Engineering als Produktfunktion
Ein unterschätzter Faktor ist prompt-basierte Produktentwicklung. Für produktive Nutzung braucht es nicht nur ein Modell, sondern ein strukturiertes Prompt-Ökosystem:
- Prompt-Templates: Versionierte, getestete und genehmigte Vorlagen für Support, Vertrieb oder HR.
- System-Prompts: Interne Rollen- und Sicherheitsanweisungen, die ungewolltes Verhalten reduzieren.
- Prompt-Chaining & Tools: Kaskadierende Prompts kombiniert mit Code- und Tool-Aufrufen (z. B. Suche, Datenbankabfrage) erzeugen robuste Ergebnisse.
Wir setzen oft auf ein internes Prompt-Repository mit Test-Suites – ähnlich einer Softwarebibliothek – damit Teams kontrolliert und reproduzierbar mit dem LLM arbeiten können. Als Co-Preneurs entwickeln wir diese Playbooks gemeinsam mit Fachbereichen, sodass die KI-Lösungen echte Produktivität liefern.
Monitoring, Governance und MLOps für LLM-Lösungen
Modelle in Produktion brauchen Monitoring auf mehreren Ebenen:
- Technisches Monitoring: Latenz, Durchsatz, GPU-Auslastung, Fehlerquoten (Prometheus/Grafana).
- Qualitätsmonitoring: Halluzinationsraten, Antwortqualität (bewertet via Stichproben), Ontopic-Score, Fallback-Quoten.
- Security & Compliance: Zugriffskontrolle, Audit-Logs, Datenretention-Reports.
Praktische Metriken: Rate der nicht zufriedenstellenden Antworten, Zeit bis zur manuellen Eskalation, Kosten pro Anfrage. Alarme und automatisierte Rollbacks bei Modell-Leistungsabfall sind essenziell. Für Governance bauen wir Modell-Registries, Data Lineage und Checkpoints in die CI/CD-Pipeline ein.
Fallbeispiele: Wie Branchen von privaten LLMs profitieren
Unsere Arbeit zeigt, dass domänenspezifische Lösungen echten Mehrwert schaffen. Drei illustrative Szenarien:
Automotive – Recruiting-Chatbot (Mercedes Benz)
Bei unserem Projekt für Mercedes Benz entwickelten wir einen NLP-gesteuerten Recruiting-Chatbot. Ein privates Modell würde hier erlauben, Bewerberdaten streng intern zu verarbeiten, HR-spezifische Scoring-Logiken zu integrieren und Latenzen zu minimieren – alles ohne Datenverlassen des Unternehmensnetzwerks. Domänenwissen aus Stellenprofilen und internen Bewertungsrichtlinien verbessert die Präzision gegenüber generischen APIs.
Fertigung – Trainings- & Diagnosemodelle (STIHL, Eberspächer)
Für STIHL und Eberspächer begleitete Reruption Projekte in Training und Prozessoptimierung. Fertigungsspezifische Modelle können Sensordaten, Produktionsdokumentation und Wartungsprotokolle zusammenführen und so hochspezifische Empfehlungen liefern. Private Modelle erlauben hier feinteilige Zugriffskontrollen auf Betriebsgeheimnisse.
E‑Commerce & Platform Use-Cases (Internetstores)
Für Internetstores-Projekte wie ReCamp oder MEETSE ist Domänenverständnis zentral: Produktqualität, Inspektionskriterien und Nachhaltigkeitsarguments sind hochspezifisch. Ein privates LLM kombiniert Produktdaten, Bild-zu-Text-Annotationen und Vertriebs-KPIs, um bessere Qualitätsbewertungen und Kundenkommunikation zu liefern.
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Konkreter Fahrplan zur Migration: Vom Proof-of-Concept zur Produktion
Wir empfehlen eine pragmatische, in fünf Schritten gegliederte Roadmap:
- Use-Case-Identifikation: Priorisieren Sie Fälle mit hohem Volumen, Sensitivität oder Kostenreduktion.
- Data & Security Readiness: Audit Ihrer Datenquellen, Verschlüsselungs- und Retention-Anforderungen.
- PoC (9.900€): Technische Machbarkeit, Performance-Messung, Kostenschätzung. Unser PoC liefert eine funktionierende Prototype-Instanz in Tagen bis wenigen Wochen.
- Production-Plan: Architektur, SLA, Monitoring, Rollout-Strategie und Schulung der Fachbereiche.
- Scale & Iterate: Monitoring, Feedback-Loops, kontinuierliches Fine-Tuning und Governance.
Typische Zeitachse: PoC (2–6 Wochen), Pilot (2–3 Monate), Produktion (3–9 Monate), abhängig vom Umfang und Compliance-Anforderungen.
Praxis-Tipps: Stolperfallen vermeiden
Aus unseren Projekten heraus geben wir drei handfeste Empfehlungen:
- Start klein, denken groß: Beginnen Sie mit einem klar abgrenzbaren Use Case, planen Sie aber die Skalierbarkeit der Architektur.
- Messen Sie richtig: Definieren Sie KPIs für Qualität, Kosten und Risiko vor dem Start – nicht danach.
- Change-Management: Binden Sie Fachbereiche frühzeitig ein. Erfolgreiche Einführung ist oft ein Organisations-, kein Technologieproblem.
Fazit & Call to Action
2025 ist das Jahr, in dem viele mittelständische Unternehmen ernsthaft in eigene, domänenspezifische LLMs investieren werden. Die Vorteile in puncto Sicherheit, Kosteneffizienz und Anpassungsfähigkeit sind real – aber nur mit der richtigen Architektur, Governance und einem realistischen Migrationsplan erreichbar.
Wir bei Reruption begleiten Unternehmen als Co-Preneur: von der Use-Case-Definition über einen belastbaren PoC (9.900€) bis zur produktiven Skalierung. Wenn Sie prüfen wollen, ob Ihr nächster Schritt ein privates Modell ist, sprechen Sie mit uns – wir helfen beim Fahrplan, bei der Auswahl des Stacks und beim operativen Aufbau.
Takeaway: Private LLMs sind kein Luxus, sondern ein strategisches Asset für den Mittelstand – wer jetzt strukturiert startet, gewinnt langfristig an Kontrolle, Qualität und Kostenstabilität.